Vis A! Vis mit Ruzica Krakan

Liebe Ruzi, wie fing es bei dir an?

Mein Vater hatte ein Restaurant in Tempelhof und ich die Gastronomie im Blut. In seinem Haus in Pankow wurde eines Tages eine Ladenfläche frei und da griffen mein Freund und ich zu. Er Küchenchef, ich leitete das Restaurant. So begann alles. Nicht viel später half ich Roland Mary im Borchardt aus. Aus den zwei Wochen, in denen ich mir etwas Feinschliff holen wollte, wurden vier faszinierende Jahre in denen ich als Restaurantchefin das Borchardt und San Nicci leitete, davon 1,5 Jahre parallel zu meinem eigenen Laden..

Was hat dich mit dem SET’s beginnen lassen?

Der Weckruf kam mit meinem kleinen Sohn, der mich unvermittelt fragte „Bist du eigentlich mit Roland verheiratet?“. Und plötzlich fragte ICH mich: Wenn ich schon der Typ bin, der immer alles gibt, warum tue ich das eigentlich nicht für mich? So begann die Planung für mein Traumprojekt. NY inspiriert. Ein Café, das genau so ist, wie eins in dem ich mich mit meinen Freundinnen treffe. Eins, das bis ins Details stimmig ist, mit unglaublich leckerem Brot, mit Herzhaften und Süßem. Die Räume in der Schlüterstraße waren die ersten, die ich sah und wußte sofort das ist es, ich muß nicht weiter schauen.

Was hat dich nicht aufhören lassen?

Um ehrlich zu sein: ich kann gar nicht anders. Ich brauche das: Räume voll mit Menschen, Geräuschkulisse, Kaffeegeruch. Auch in meinen Ferien hänge ich in Cafés herum. Meine Mutter hat mich geboren und ab Tag1 meines Lebens war ich in unserem Restaurant in Tempelhof zuhause, bin dort groß geworden. Mit Ruhe kann ich gar nichts anfangen. Es ist wirklich so: ich brauche Klappern!

Was war die größte Herausforderung, die du zu bewältigen hattest?

Ich sehe es eher so: eine Herausforderung geht, die nächste kommt.
Aber eine der größeren Herausforderungen hatte ich 2 Tage vor der Vertragsunterzeichnung als mein Geschäftspartner, der mit mir das SETs zusammen machen wollte, absprang und plötzlich 50% des Kapitals fehlten.
Die emotionalste Herausforderung war mit Abstand der Verlust meiner Freundin und Partnerin, die in der Planungsphase wieder in mein Leben traf und mir maßgeblich bei der Finalisierung geholfen hat. Sie träumte damals den Namen SETS, sie half mir bei dem Farbkonzept, der Deko. Alles war fertig als sie die Diagnose Krebs bekam, an den ich sie dann auch verlor.
Und die Eröffnung des O, meinem zweiten Laden. Hier wollte ich zweigen, was ich als Frau und Mutter alles kann und mußte mir dann eingestehen, dass ich ihn eigentlich gar nicht wirklich will. Ich weiß nicht, wem ich es beweisen wollte, vermutlich vor allem mir. Dieser ganze Prozess war eine echte Herausforderung.

Was kannst du anderen Existenzgründerinnen auf den Weg geben?

Liebe und der Glaube an das was du tust, ist wesentlich, denn du brauchst Standfestigkeit, die dich bewahrt nicht zwischendurch die Nerven zu verlieren und aufzugeben.

Mein Berater, der meine Zahlen vor der Eröffnung prüfte, zerfledderte mir in einem Telefonat mein Konzept total. Irgendwann reichte es mir und schrie trotzig durch das Telefon:“ …dann stelle ich da eben mehr Tische rein, aber ich bleibe dabei!“ und legte auf. Woraufhin er mich erneut anrief und mit einem Lachen sagte: "Mit deiner Überzeugung kann aus dem Laden etwas werden!"

Wenn du nochmal anfangen würdest, was würdest du anders machen?

Nichts möchte ich missen. Selbst die Dinge, die hart waren, hatten ihre Berechtigung, haben mich wachsen lassen. Ich bereue selbst meinen zweiten Laden nicht.

Der Schlüssel deines Erfolgs?

Ich bin mit dem was ich mache mit Fokus und Liebe dabei. Ich mache nur das, hinter dem ich zu 100% stehe und was ich verkörpere. Ich bin durch und durch ehrlich. Ich könnte nichts verkaufen, was ich nicht selber mag, niemanden einstellen, den ich nicht selber gut finde. Und würde nicht nach Marzahn gehen, nur weil dort das große Geld liegt.

Mit was fängst du heute an?

Mit einem weiteren Detail für mein neues Konzept….:-)